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30 Jahre jung - bwsb-forum

Freitag, 31. März 2017

Seit seinen Anfängen widmet sich der Chor einer Verbindung aus nüchterner Gesellschaftsanalyse und dem Benennen von Hoffnungen und Utopien.

Am Abend des 13. Januar dieses Jahres gab es im Tübinger Französischen Viertel ein Ereignis, das etliche Anwohner auf die Straße, an die Fenster und auf die Balkone lockte: Der Ernst-Bloch-Chor sang ein kleines Überraschungs-Konzert vor dem Wohnhaus von Chorleiterin Anne Tübinger (bei acht Grad unter null!) - und sie war wirklich überrascht und ganz überwältigt. Anschließend ging es zum Feiern und Singen in das Werkstatt-Haus des Stadtviertels.

Anlass der Aktion war das Datum der allerersten Probe des Chors, die auf den Tag genau 30 Jahre vorher den Gründungsstein gelegt hatte und den Anfang der Chorarbeit bedeutete.

Dem marxistischen Philosophen Ernst Bloch ideell verbunden

Der Ernst-Bloch-Chor fühlt sich dem bedeutenden marxistischen Philosophen Bloch, der im Alter bis zu seinem Tod 1977 in Tübingen lehrte und lebte, ideell verbunden. Einerseits wird eine nüchterne und exakte Gesellschaftsanalyse versucht und andererseits werden Hoffnungen und Utopien von Menschen auf der Suche nach einer besseren Welt formuliert. Dieses grundsätzliche Anliegen hat sich der Chor mit seinen derzeit mehr als 50 Sängerinnen und Sängern über die drei Jahrzehnte bis heute bewahrt.

So entstanden die Programme „Total global gestimmt" zum Thema Globalisierung (2004), „Im Prinzip Hoffnung" (2007), „Steter Tropfen - ein Wasser- Konzert" (2012) und „Unruhe und Wachtraum - ein utopisches Konzert" (2016), um nur die letzten Titel zu nennen.

Konzertprogramme wachsen in gemeinsamer Arbeit

Unter der künstlerischen Leitung der Gründerin Anne Tübinger entstehen thematisch ausgerichtete Konzertprogramme, die nach wie vor in basisdemokratischen Strukturen wachsen und ausgearbeitet werden. Gemeinsam wird am Chorwochenende herauskristallisiert, welche Themen und gesellschaftlich relevanten Fragestellungen aktuell erscheinen. Eine Programmgruppe gestaltet dann - immer auch in Rückkopplung mit dem gesamten Chor - in einem Prozess über mehrere Jahre das jeweilige thematische Konzert.

Dabei reicht das Repertoire von traditionellen Liedern in verschiedensten Sprachen über Klangexperimente bis hin zu eigens geschriebenen Texten und deren Vertonungen, bei denen die Kompositionen von Anne Tübinger einen Schwerpunkt und eine ästhetische Handschrift bilden. Hinzu kommen gesprochene Texte, die das jeweilige Programm mit Informationen, lyrischen oder aber dialogischen Beiträgen bereichern. Stark wirken auch die Choreografien, die der Chor in vielen Liedern als zusätzliches szenisches Gestaltungselement einsetzt.

Auftritte im Konzertsaal und in der Tropfsteinhöhle

Der Bloch-Chor singt im Konzertsaal und im Theater - aber auch auf der Straße und an anderen ungewöhnlichen Orten. So ist der Tübinger Stadtspaziergang schon Tradition; das Wasser-Konzert war in der Nebel-Tropfsteinhöhle auf der Schwäbischen Alb zu hören, und auch im Hörsaal der Tübinger Uni klang der Chor nicht fehl am Platz.

Chorreisen nach Frankreich und Italien sowie Auftritte mit dem Chörenetzwerk Baden-Württemberg gehören zu den Highlights des gemeinsamen Singens.

Die nächsten Konzerte des aktuellen Programms „Unruhe und Wachtraum" im Jubiläumsjahr finden am 18.3. im Landestheater Tübingen und am 31.3. im Hospitalhofsaal in Stuttgart statt. Kontakt: www.ernst-bloch-chor.de

Monika Hunze in bwsb forum März 2017, Seite 12 Foto: Wolfgang Weiß


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