Gesang als Art der Empörung
Begeisterung beim kapitalismuskritischen Konzert: Ansingen gegen den Ausverkauf öffentlicher Güter: Am Samstag sind fünf Chöre um die Reutlinger „Zwischentöne“ und den Tübinger Ernst-Bloch-Chor gemeinsam vor 450 Besuchern in der Reutlinger Listhalle aufgetreten.
Von Moritz Siebert - Schwäbisches Tagblatt 07.05.2012
Reutlingen. „Freilich dreht das Rad sich immer weiter; Dass, was oben ist, nicht oben bleibt; Aber für das Wasser unten heißt das leider; Nur: Dass es das Rad halt ewig treibt.“ Aus 140 Kehlen erklang die Ballade vom Wasserrad – laut, eindringlich und monumental. [...]
Es gehe darum [...] „nicht nur Lieder aufzuführen, die ohrgängig sind, sondern auch eine Aussage haben.“ Der thematische Schwerpunkt des Konzerts lag auf gesellschaftlichen Auswirkungen der Macht- und Finanzverhältnisse und auf dem Ausverkauf öffentlicher Güter wie Kultur, Schulen, Gesundheitswesen oder Wasser.
Nach fulminantem gemeinsamem Beginn traten die fünf Chöre mit eigenen Programmen auf. [...]
Der Tübinger Ernst-Bloch-Chor, geleitet von Anne Tübinger, trat mit thematisch einheitlichem Programm auf: „Steter Tropfen“, eine Wassermusik, bei der es sich keineswegs um barocke Suiten handelt, sondern um Chor-Kompositionen, die sich gegen die „kapitalistische Zumutung“ der Privatisierung von Wasser wenden. Der Stil: experimentell und interaktiv, mit abgehackten Staccato-Passagen und gefühlvoller Dynamik. Die Aussage: „Wasser ist Menschenrecht!“
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Den letzten Konzertabschnitt gestalteten die fünf Chöre dann wieder gemeinsam mit Stücken von Victor Jara, Bertold Brecht und Rio Reiser. [...]. In der Listhalle gab es jedenfalls tosenden [Applaus].
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