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Kopie des Leserbriefes

Original-Leserbrief, Link zum Download siehe unten

Kalte Dusche

Montag, 18. März 2013

Einen konstruktiveren Beitrag der Kirchengemeinde zum Thema "Wasser" als kalte Duschen hätte sich Martin Brost aus Dettingen gewünscht.

Der Tübinger Ernst-Bloch-Chor gab in der Martinskirche ein Konzert zum Thema "Wasser". Als Theologie und Musiker interessiert mich das, weil es um die Bewahrung der Schöpfung geht. Der Umgang mit dem Wasser, von seiner Verschmutzung über seine Pervertierung zur Ware bis hin zur Bedrohung und Verhinderung des Grundrechts auf Wasser für einen großen Teil der Menschheit - ein solch brisantes Thema, von einem politisch engagierten Chor sogar in einer Kirche vorgetragen, das lässt mich in hochgestimmter Erwartung in das Konzert gehen.

Dann folgt die erste kalte Dusche. Es sind weniger Zuhörer als Chormitglieder da. Dann die zweite: die Kirche ist nicht geheizt, neun Grad Innentemperatur. Hilflos werden Decken verteilt, die aber nicht für alle reichen, der Chor musste schon in der Probe in der Kälte ausharren... Schließlich die dritte kalte Dusche: Es tritt überhaupt niemand in Erscheinung, weder von der Kirchengemeinde noch von der Kirchenmusik - nicht vom "Freundeskreis", nicht vom "Förderverein" für Kirchenmusik. Es gibt keine Begrüßung, keine Verabschiedung, keinen Dank, keine Erklärung oder Entschuldigung für die kalte Kirche, keinen Blumenstrauß für die engagierte Dirigentin und den engagierten Chor samt Instrumentalisten mit steifgefrorenen Fingern. Leider ist das nicht das erste Mal, dass man bei Konzerten "Auswärtiger" solche unhaltbaren Bedingungen in der Martinskirche vorfindet.

Das Konzert war im örtlichen Veranstaltungskalender der Kirchenmusik angezeigt, es gab aber in der Zeitung nur eine kurze Pressenotiz, keine ausführliche Vorbesprechung, obwohl die Chorleiterin dafür genügend Material geliefert hatte. Die knappe Notiz im "Kirchenfenster" war zudem völlig irreführend. Handzettel und Plakate können einen fehlenden Einsatz für ein Projekt nicht ersetzen.

Wie geht hier die Kirche mit einem Thema um, das zu ihrem ureigensten Auftrag gehört: "bebauen und bewahren"? Wie geht sie mit Menschen um, die dafür einen Beitrag leisten? Es ist eine Schande. Man hätte sich einen konstruktiveren Beitrag der Kirchengemeinde zum Thema "Wasser" gewünscht als kalte Duschen.

Leserbrief im Teckboten 18.03.2013


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