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Kundgebung gegen den Krieg

Samstag, 09. Februar 1991

"Der Krieg wird nicht mehr erklärt, sondern fortgesetzt. Das Unerhörte ist alltäglich geworden." - ein Wort von Ingeborg Bachmann. Was sind des für Zeiten, in denen ein Wort über den Golfkrieg das Schweigen über so viele andere Kriege einschließt - vergangene und gegenwärtige... ?

Kultur ist nur dann sinnvoll, wenn sie in der Öffentlichkeit Stellung bezieht.

Wie andere Tübinger "Kulturschaffende" haben wir uns deshalb entschlossen, zum Protest gegen den Krieg am Golf aus dem Konzertsaal auf die Straße zu gehen.

Wir dürfen uns nicht damit abfinden, daß durch deutsche Waffen und deutsche Chemie die Existenzgrundlage des palästinensischen Volkes und des Staates Israel bedroht wird. Deutsche Soldaten stehen im türkischen Kurdistan. Eine Fortsetzung des Golfkrieges bedeutet nicht nur eine Gefährdung des gesamten Ökosystems des Persischen Golfes und damit der Trinkwasserversorgung aller Anrainerstaaten, sondern auch die Zerstörung der Völker von Irak und Kurdistan, mit deutscher Hilfe.

Die Lieder, die wir singen, stammen aus verschiedenen Jahrhunderten. Sie meinen unterschiedliche Kriege, und beschreiben doch dasselbe.

"Kalt ist die Nacht. Wer hat diesen Tod erdacht?" Der Text des ersten Liedes ist von Karl Kraus, die Vertonung von Hanns Eisler.

Angeblich geht es bei dem Krieg am Golf um die Verteidigung von Freiheit und Demokratie. Das will mann uns weiß machen. Doch schon im Herbst letzten Jahres gab ein Berater von US-Präsident George Bush zu verstehen:
"Um es deutlich zu sagen - dies ist eine einfache Angelegenheit: Sogar ein Tölpel versteht das Prinzip. Wir brauchen das Öl. Es ist nett, über das Eintreten für die Freiheit zu sprechen, aber Kuweit und Saudi-Arabien sind nicht gerade Demokratien, und wenn ihr wichtigstes Exportprodukt Orangen wären, dann hätte ein mittlerer Beamter des Außenministers eine Stellungnahme abgegeben und wir hätten Washington den August über dicht gemacht. Daran kann es keinen Zweifel geben."

Die Opfer der unablässigen Bombeneinsätze der alliierten Streitkräfte über dem Irak und über Kuweit zeigt mann uns nicht. Der Tod untergrabt die Kriegsmoral. Jede und jeder weiß jedoch, daß dieser Krieg schon jetzt mehrere Hundertausend Tote
gefordert hat.

"Es ist ein Schnitter, heißt der Tod...." Der Text des folgenden Liedes entstammt einem Flugblatt aus dem Jahr 1638.

Dieser Krieg ist unvergleichbar. Er wird mit Technologien geführt, die in der Lage sind, das Leben auf diesem Planeten auszulöschen: Die ökologische Katastrophe wird zur Militärstrategie.
Dieser Krieg setzt die Ausbeutung von Natur und Mensch mit militärischen Mitteln fort.
"Immer mehr Land, immer mehr Wüste, immer mehr Reichtum und immer wieder mal Krieg..."

Krieg wird nicht gegen Diktatoren geführt, sondern gegen Soldaten und gegen Zivilbevölkerung. Ein überdurchnittlicher Anteil der US-amerikanischen Bodentruppen sind Schwarze. Der kleine Mann muß dran glauben.
"Ach Krieg, oh Unglück, daß wieder Krieg ist und ich muß dabei sein..."
Ein Lied aus Mähren zur Zeit der Kaiserin Maria Theresia.

 

Musikalische Leitung: Anne Tübinger

Holzmarkt Tübingen


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