Wo noch niemand war
Konzert - Ernst-Bloch-Chor im franz.K - Auszug aus dem Artikel im Reutlinger Generalanzeiger
REUTLINGEN. Ernst Bloch hat ihnen den Namen gegeben. Und mit dem Schlusswort aus dessen »Prinzip Hoffnung« wollte der Tübinger Chor ihn bei seinem Konzert am Freitagabend im voll besetzten Reutlinger franz.K auch ehren, ihn, den Philosophen einer linken, marxistischen Utopie, der 1977 hochbetagt in seinem Tübinger Exil starb. Die Realsozialisten in der DDR hatten ihn verfemt und vertrieben. »Heimat« heißt dieses letzte Wort, »wo noch niemand war«. Aber sie scheine jedem in die Kindheit. [...]
Das Intro hatte Anne Tübinger geschaffen, die Dirigentin: ein leicht verfremdetes ... Medley ... intonierte der an Köpfen noch starke ... Chor [...]
Rebellen-Romantik
Es war eine Art Varieté ... links-humanistischer Nostalgie ... mit allerhand Texten wie Halit Ünals »Es ist anders hier«, mit etwas Kabarett... Proseminar-Plauderei ... oder einer Satire aufs Netz als neuer Heimat, mit Rebellen-Romantik ..., lyrischen Träumereien ... bis zu jiddischer Schtedtl-Sehnsucht ... und einem der Zukunft zugewandtem Aufbruch ... Reinhard Mey war dabei, ... Wolf Biermann und natürlich John Lennon ...
Anne Tübinger hatte einige Eigenkompositionen beigesteuert, die ... nicht nur in den Fugati doch sehr versiert in klassischen Tontechniken und mit einer schönen Klarheit, aber ohne zu viel Pathos in der musikalischen Rhetorik. ... zeigte der Chor unter den genauen und suggestiven Zeichen seiner Dirigentin auch eine hohe Präzision und rhythmische Prägnanz, ...
Martin Bernklau, Reutlinger Generalanzeiger (GEA) 5.12.2022