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funkenflug im steinbruch

Samstag, 12. Dezember 1998 20:00 Uhr

Hanns Eisler heute - Chöreprojekt des baden-württembergischen Sängerbundes zum 100. Geburtstag von Hanns Eisler. DGB-Haus Stuttgart

Hanns Eisler heute

Hanns Eisler (1898 - 1962) ist ein umstrittener Komponist. Umstritten, weil er sich musikalisch in politische Tagesfragen einmischte, umstritten, weil er sich vom bürgerlichen Konzertbetrieb distanzierte. Umstritten, weil er politisch Stellung bezog und sich auf die Seite der Arbeiterbewegung, auf die Seite der Kommunisten stellte. Umstritten, weil er die Nationalhymne der DDR komponierte, mit seiner Musik zum Aufbau eines neuen Deutschlands beitragen wollte.

Hanns Eisler ist unumstritten ein herausragender Schüler Arnold Schönbergs, unumstritten ein bedeutender Komponist von Film- und Bühnenmusiken und hat unumstritten die Entwicklung des Konzertliedes in Deutschland beeinflußt. Seine musikalischen Qualitäten wurden allzu oft in den Hintergrund gedrängt wegen der ideologisch geprägten Auseinandersetzungen mit ihm als „politischen Komponisten".

Unser Chöre-Projekt entstand in Auseinandersetzung mit den Fragen:

  • Was bedeutet Hanns Eisler für die gegenwärtige Chormusik?
  • Was kann uns Eisler heute noch sagen?

"Ein revolutionärer Komponist hat drei Aufgaben. Die erste ist die agitatorisch - propagandistische, die zweite ist das technische Experimentieren in Orchesterwerken und Filmmusiken, die dritte ist die pädagogische, die notwendigen neuen Maßnahmen in der Musikerziehung für die Arbeiterklasse." (aus dem Manuskript für Eislers Ansprachen während seiner Konzert- und Vortragstournee durch die USA zugunsten der notleidenden Saarflüchtlinge 1935)

"Wir können die Hungernden nicht speisen mit unserem Gesang, wir können den Frierenden nicht Kohle zum Wärmen geben und den Obdachlosen nicht Wohnung; aber unsere Musik kann den Hoffnungslosen aufrichten, dem Unwissenden sagen, wer ihm Brot, Kohle und Obdach gestohlen hat, unser Gesang kann den Müden zum Kämpfer machen!" (1935)

"Unser Singen muß ein Kämpfen sein" (in dem Lied Vorspruch aus: Vier Stücke für gemischten Chor op. 13,1928)

"Wenn ein Komponist heute auf dem Standpunkt steht, seine Musik verfolge gesellschaftlich-politisch keine Zwecke, so zeigt sich damit nur, daß er sich über diese Zwecke nicht im klaren ist" (in seinem Aufsatz Gesellschaftliche Umfunktionierung der Musik, 1936).

"Wenn ich 1990 vergessen sein werde, wird es eine gute Zeit sein, voll des Überflusses, des Spaßes und der Denkkraft" (Tagebuch-Notiz 1953).

"Das Beste, was ich raten kann: wollen wir nicht alle Sachen politisieren! (...) Überpolitisierung in der Kunst führt zur Barbarei in der Ästhetik. Das ist vielleicht ein neuer Satz. Aber wenn er neu ist, dann ist er gut." (1962)

Mitwirkende

Junger Chor Stuttgart-Mühlhausen - Musikalische Leitung: Carl Burger
Freier Chor Stuttgart - Musikalische Leitung: Dirk Bretschneider
Frauenchor Tübingen - Musikalische Leitung: i. V. Günter Sopper
Ernst-Bloch-Chor, Tübingen - Musikalische Leitung: Günter Sopper
Cornelia Blume, Sopran
DUO SAXAKKORD Anne und Dorothea Tübinger
Carl Burger, Gesang
Thomas Habermair, Klavier

Ort

DGB-Haus, Willi Bleicher Straße 20, Stuttgart
Das Gewerkschaftshaus Stuttgart befindet sich direkt in der Stadtmitte, 10 Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt, zwischen kleinem Schloßplatz und Universität. Gegenüber steht das Haus der Wirtschaft.

Ein Projekt des Baden-Württembergischen Sängerbundes mit Unterstützung des Kultusministeriums Baden-Württemberg.


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